Immer wieder werden mir die Fragen gestellt, „welche Kamera soll ich mir kaufen?“ oder „soll ich mir Modell X oder Modell Y kaufen?“
Leider ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten, daher möchte ich hier keine Kaufempfehlung für irgendwelche speziellen Marken oder Kameras geben, sondern viel mehr einen Leitfaden aufstellen, womit jeder seine Kamera findet. Eins vorweg, eine Kamera, die alles kann und nichts kostet, gibt es leider nicht. Die Eierlegende Woll-Milch-Sau für 49,90€ wurde bisher leider noch nicht erfunden 😉
Welche Kamera soll ich mir nun kaufen?
Viel besser wäre aber die Frage „was möchte ich eigentlich fotografieren?“ – viele Neueinsteiger wissen gar nicht, was sie eigentlich fotografieren möchten. Der Wunsch nach einer großen Spiegelreflexkamera (SLR) geht oft einher mit der Erwartung damit auch bessere Bilder zu machen. Klar, werden die Bilder bei einer solchen Kamera besser als mit einem Handy, aber es gibt inzwischen auch Kompaktkameras, die Fotos auf einem ähnlichen Niveau aufnehmen und preislich deutlich attraktiver sind. Zu einer großen SLR entstehen neben der Kamera noch weitere, nicht unerhebliche Kosten durch zusätzliche Objektive und bei einigen Modellen auch noch durch einen Aufsteckblitz. Kommen wir nun wieder zur Eingangsfrage „was möchte ich eigentlich fotografieren?“. Wichtig ist, dass man sich möglichst im Vorfeld schon Gedanken darüber machen sollte, welche Richtung man hautsächlich einschlagen möchte. Da gibt es die klassischen großen Gebiete:
- Makro
- Menschen
- Tiere
- Landschaften
- Architektur
Für jeden Bereich benötigt man andere Objektive und eine andere Ausrüstung. Diese fünf Kategorien stehen nur exemplarisch für die folgenden Rechenbeispiele: Für den Makro-Bereich benötigt man spezielle Makro-Objektive und in aller Regel auch einen Blitz sowie ein sehr gutes Stativ, dazu ggf. noch Funkauslöser, damit nichts verwackelt oder verrutscht. Für Menschen-Fotos bieten sich offenblendige Objektive im mittleren Brennweitenbereich (35mm, 50mm oder 85mm) an. Für Tierfotos wiederum sollte man dann eher zu den guten Teleobjektiven greifen, weil man hier je nach Tier unter Umständen nicht so nah ran kommt. Da sich Tiere viel und oft auch unvorhersehbar bewegen, empfehle ich dafür eher ein Zoom-Objektiv. Für Landschafts- und Architekturfotos bieten sich Weitwinkel-Objektive an.
Worauf will ich denn eigentlich hinaus?
Ich möchte einfach nur ein Gefühl dafür geben, dass verschiedene Einsatzgebiete verschiedener Ausrüstung bedürfen und wenn man irgendwie alles so ein bisschen fotografieren will, dann benötigt man auch für jeden Bereich ein entsprechendes Objektiv und eben alles andere was noch dazu gehört (Stative, Rucksack/Tasche, Blitzgeräte, Filter, etc). Das kann dann sehr schnell sehr teuer werden. Auch meine Einkaufsliste war am Anfang relativ lang und ich hatte Ausrüstung im Wert von über 10.000€ darauf stehen. Nach ein paar Monaten aber habe ich gemerkt, welche Richtung ich einschlagen möchte. Entsprechend habe ich mir dann nur noch zwei weitere Objektive gekauft und dazu die passende Ausrüstung wie einen Reflektor sowie diverse Blitze mit Lichtformern. Damit kann ich meine Aufgaben im Bereich Menschen- und Tierfotografie sehr gut abdecken.
Welche Kamera ist die Richtige für mich?
Die heutigen Kameras sind allesamt sehr gut. Es gibt keine bestimmte Marke mehr, die besonders gut oder besonders schlecht ist. Auch eine drei Jahre alte gebrauchte Kamera wird mit Sicherheit sehr gute Bilder aufnehmen können. Es muss also nicht immer eine neue Kamera sein. Viele lassen sich auch von der Marke beeinflussen, was nicht zuletzt am Überangebot der drei großen Hersteller (Canon, Nikon & Sony) liegt. Canon und Nikon haben im Einsteigerbereich einige Modelle, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden. Sony hingegen hat sein Lineup erst im letzten Jahr massiv aufgeräumt, allerdings liegt der Fokus hier nun mehr bei den professionelleren Modellen.
Ich bin mir sicher, dass sich kaum ein Anfänger Gedanken über die Kameras der sogenannten „Nischen-Hersteller“ macht. Gerade hier kommen seit einiger Zeit die größten Innovationen. Es lohnt sich also diese Kameras näher zu betrachten. Geht doch einfach mal in ein Fotofachgeschäft eures Vertrauens und lasst euch dort eine Olympus, Fuji oder Sigma Kamera zeigen.
Wieso empfehle ich nicht den Kauf von Modell X oder Modell Y?
Das liegt einfach an den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen von euch selbst. Technisch sind heute alle Kameras auf einem sehr hohen Niveau und am fertigen Bild kann man häufig nicht mehr erkennen, ob das Foto mit einer Einsteiger- oder einer Profi-Kamera gemacht wurde. Natürlich hat man mit einer Profi-Kamera mehr Möglichkeiten und weniger Grenzen als mit einer Einsteiger-Kamera, aber warum mehrere 100€ oder gar 1.000€ ausgeben, wenn man sich anfangs noch gar nicht bewusst ist, in welche Richtung sich die eigenen Schwerpunkte entwickeln? Geht einfach in einen Laden und nehmt verschiedene Kameras in die Hand. Schaut euch besonders die Ergonomie, also die Verteilung der Knöpfe, Schalter und Rädchen an. Checkt die Menüführung, ob ihr alle Einstellungen intuitiv findet. Fühlt das Gewicht, ob ihr die Kamera bequem nutzen, tragen und transportieren könnt. Wählt das Modell, welches euch am meisten zusagt und nicht jenes, das dem Verkäufer das meiste Geld einbringt. Übrigens rate ich besonders den Unentschlossenen von einem Kauf im Internet ab. Lasst euch lieber im Fachgeschäft beraten, wenn ihr euch unsicher seid. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Kameras im Fachgeschäft nicht viel teurer sind und mit ein wenig Verhandlungsgeschick kann man auch noch das eine oder andere Zubehör (Speicherkarten, Taschen, etc) rausschlagen 😉
Vielen Dank für’s Lesen! Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag den Blick für die richtige Kamera etwas schärfen konnte. In den nächsten Tagen werde ich noch auf die technischen Unterschiede verschiedener Kamera-Systeme und der Sensoren eingehen. Das wäre dann der zweite Schritt auf dem Weg zur richtigen Kamera.
Welche Kamera passt zu mir? – Part 2 (Die Technik) - [ Patrick Au | PHOTOGRAPHY ]
August 21, 2015[…] Hier geht’s zum allgemeinen Teil der Blogserie. […]