Weiter geht’s! Nachdem ihr nun ein paar Tage Zeit hattet euch Gedanken zu machen über eure geplanten Schwerpunkte der Fotografie, geht es heute mal um die Technik. Da man mittlerweile von den technischen Spezifikationen eher erschlagen wird, als dass sie einem bei der Kaufentscheidung helfen, möchte ich gerne auf die wichtigsten Aspekte eingehen.
Der Sensor
Der Sensor ist das wichtigste Teil einer digitalen Kamera. Generell gilt, je größer die Sensorfläche ist, desto besser werden auch die Bilder. Allerdings verändert sich damit auch der Bildausschnitt, dazu aber später mehr. Die Sensor-Formate APS-C und 35mm-Kleinbild (auch Vollformat genannt) spielen hierbei die größte Rolle. Diese beiden Sensoren sind im Spiegelreflex-Bereich die gängigen Größen und auf der Grafik könnt ihr die Unterschiede in der Sensorfläche sehen:
Je mehr Megapixel eine Kamera hat, umso dichter müssten diese auf dem Sensor zusammenrücken und je kleiner die Sensorfläche ist, desto kritischer wird das für die Bildqualität. Vor allem wenn weniger Licht zur Verfügung steht, kann es passieren, dass die kleinen Pixel nicht mehr genügend Licht aufnehmen können und somit anfangen Bildfehler zu produzieren – das sogenannte Sensorrauschen. Erkennbar wird dies durch bunte Pixel vor allem in dunklen Bereichen des Bildes und einer massiven Abnahme der Bildschärfe. Dieses Bild zeigt den Extremfall:
Die Kamera Hersteller sind aber immer dabei dieses Rauschverhalten zu verbessern. So hat Sony bspw. im aktuellen Topmodell, der Sony A7R II einen BSI-Sensor (Backside-Illuminated-Sensor) verbaut. Dieser kann auf gleicher Fläche mehr Licht einfangen als herkömmliche Sensoren. Auch das Prinzip der Sensor-Stapelung, bei der mehrere Schichten aufeinander „geklebt“ sind, kann die Bildleistung deutlich verbessern – ein Beispiel sind die Foveon-Sensoren, die bspw. in der Sigma DP3 Quattro verbaut sind. In den nächsten Jahren wird wohl die Aussage „Mehr Megapixel auf einem kleinen Sensor erzeugen schlechtere Bilder“ so nicht mehr stimmen.
Genug der technischen Ausschweife. Nun kommen wir zum oben erwähnten Bildausschnitt. Aber was ist damit gemeint? Ganz einfach, eine größere Sensorfläche kann natürlich auch einen größeren Bildausschnitt einfangen, man sieht also mehr von der aufgenommen Szene als mit einem kleineren Sensor. Voraussetzung dafür ist aber das gleiche Objektiv, bzw. die gleiche Brennweite. Daher wird dieser Effekt oft auch als Brennweitenverlängerung beschrieben. Das ist natürlich nicht ganz korrekt, 200mm Brennweite bleiben physikalisch gesehen immer 200mm, ob ich jetzt einen kleinen Crop-Sensor oder einen großen Vollformat-Sensor verwende. Auf einem Crop-Sensor sieht das Bild allerdings so aus, als wäre es mit einem 300mm Objektiv aufgenommen worden, da hier ein kleinerer Ausschnitt aufgenommen wird. Das folgende Bild zeigt den Unterschied der verschiedenen Sensoren und soll verdeutlichen, was ich damit meine:
Der Kamera-Formfaktor
Weiter geht’s mit den verschiedenen Kamera-Formen. Fangen wir an mit dem wohl beliebtesten Modell, der Spiegelreflex-Kamera. Dieser Kamera-Typ zeichnet sich vor allem durch einen großen Body aus und das ist auch nötig um die großen Sensoren aufzunehmen. Vor diesen Sensoren sitzt dann ein komplexer Apparat aus Spiegel, dem Fokus-System und dem Sucher-Prisma. Der Spiegel leitet das Licht, welches durch die Linse fällt um, so dass man durch den Sucher sehen kann, was man fotografiert. Bei einer Auslösung klappt dieser Spiegel dann hoch, um den Sensor frei zu geben, der das Bild dann digitalisiert und zur Speicherung an die Speicherkarte weitergibt. Dieser Vorgang gibt der Kamera auch den Namen „Spiegelreflex“. Wenn man sich für ein solches System entscheidet, muss man aber auch einen der größten Nachteile bedenken: das Gewicht. Diese Kameras sind relativ schwer und groß. Das sollte man beim Transport berücksichtigen. Spiegelreflex-Kameras eigenen sich auch nicht unbedingt als Immer-Dabei-Gerät und die Urlaubsfotografen unter euch sollten auch bedenken, dass man mit ein paar Objektiven auch schnell die Gewichtsgrenze für das Handgepäck erreichen kann.
Da sich die Technik immer weiter entwickelt, sind die spiegellosen Systeme inzwischen stark auf dem Vormarsch. Olympus, Fuji und Sony stellen hier die größten Marktanteile, aber auch Canon, Nikon und Samsung haben solche Kameras im Portfolio. Die spiegellosen Systeme werden oft auch als System- oder Bridgekameras bezeichnet. Sie zeichnet aus, dass es eben keinen Spiegel mehr gibt, der hochklappt. Folglich gibt es auch keinen optischen Sucher mehr, sondern wenn überhaupt nur noch elektronische. Ein Vorteil, den ich nicht mehr missen möchte, hat dieser elektronische Sucher: man sieht vorab schon, wie sich die Änderung einer Einstellung auf das fertige Bild auswirkt. So produziert man weniger Ausschuss und benötigt weniger Testschüsse für das perfekte Foto. Durch den Wegfall des Prismas für den optischen Sucher und durch die Einsparung des Spiegels (und der dazugehörigen Motoren), sind die Kameras deutlich leichter und kleiner. Man kann sie viel bequemer mitnehmen und überlegt nicht mehrfach, ob man sich das Gewicht nun antun soll oder nicht. Zwei Nachteile sollten aber noch erwähnt werden. Da ist zum Einen die Akkuleistung. Digitale Sucher benötigen mehr Strom und durch die kleineren Gehäuse sind auch die Akkus in der Regel kleiner als bei den Spiegelreflex-Kameras. Der zweite Punkt sind die fehlenden Anschlüsse z.B. für Studio-Blitzanlagen, wobei man sich hier ggf. auch mit diversen Adaptern behelfen kann.
Zu guter Letzt noch die gute alte Kompaktkamera. Leider schenken viele Hobbyfotografen diesen Kameras kaum Beachtung, alle gieren immer auf die großen Spiegelreflex-Kameras. Aber auf diesem Gebiet hat sich in den letzten Jahren auch sehr viel getan. Die Bildsensoren der etwas teureren Modelle ermöglichen Aufnahmen, die inzwischen fast so gut sind wie die einer Spiegelreflex Kamera mit APS-C Sensor. Viele Modelle können die Bilder mittlerweile auch im Rohformat aufnehmen, was einen weiteren Vorteil der Spiegelreflex-Kameras kompensiert. Gerade für Reisen greife ich auch lieber zum deutlich kleineren und leichteren Modell der Kompaktklasse. Immer dann, wenn keine High-End-Retusche der Fotos nötig ist (Reise- & Reportage-Fotografie), reicht auch eine Kompaktkamera. Ein Blick auf diese Modelle lohnt sich also!
Welche Kamera passt zu mir? - Part 1 (Allgemeines) - [ Patrick Au | PHOTOGRAPHY ]
August 21, 2015[…] Hier geht’s zum Technik-Teil der Blogserie. […]
#PHOTOKINA2016 – Tag 2 - [ Patrick Au | PHOTOGRAPHY ]
August 16, 2019[…] Zusammen haben wir uns die Dinge angesehen, die ich am Tag davor nicht mehr geschafft habe. Der Versuch, eine Canon 5D Mark IV in die Finger zu bekommen, war leider vergebens. Zu lang war die Schlange. Ebenso sah es am Fuji Stand aus. Bei Olympus war zumindest ein Blick auf die neue E-M1 Mark II drin. Die spiegellosen Kamera-Systeme werden uns Fotografen in Zukunft auf jeden Fall noch intensiver verfolgen. Wer sich also aktuell für eine neue Kamera interessiert, sollte diese Geräte in die engere Auswahl mit aufnehmen. Die Vorteile sind sehr vielfältig – mehr dazu auch hier in meinem Blog-Artikel. […]