Die Schwarz-Weiß-Fotografie ist viel komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Man kann nicht einfach ein Farbfoto nehmen und es später in der Nachbearbeitung Schwarz-Weiß machen. Es steckt noch viel mehr dahinter!
Was fehlt uns denn im Vergleich zu normalen Fotos? Richtig, die Farbe! Wir haben nun nicht mehr Millionen von Farben, deren Sättigung wir anpassen können und auf die wir achten müssen, dass sie zusammenpassen. Die einzige gestalterische Möglichkeit, die uns nun bleibt, ist der Kontrast! Genauer gesagt Licht und Schatten. Mehr Parameter gibt es bei Schwarz-Weiß-Fotos nicht. Um Bilder mit einer intensiven Wirkung zu erzeugen, muss man bei Schwarz-Weiß-Fotos viel stärker an den Kontrast-Reglern drehen, Lichter aufhellen und Schatten abdunkeln. Sonst passiert es schnell, dass das Bild platt und langweilig wirkt.
Wenn das Bild schon direkt in der Kamera in Schwarz-Weiß aufgenommen werden soll, müssen wir bereits bei der Aufnahme auf die Lichtsetzung achten. Bei Portrait-Fotos erleichtert uns der gezielte Einsatz von Reflektoren oder künstlichen Lichtquellen die Intensivierung der Kontraste. Möchte man bspw. Architektur fotografieren, sollte man unbedingt den Stand der Sonne beachten. Je nach Winkel des Lichteinfalls oder Grad der Bewölkung ergeben sich mehr oder weniger spannende Schattenwürfe.
Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupte, dass die Schwarz/Weiß Fotografie insbesondere Einsteigern hilft das Thema Lichtsetzung besser zu begreifen!
Anhand dieses natürlichen Portraits von Elli könnt ihr sehen, wie aus meinen Farb-Fotos eine spannende Schwarz-Weiß-Version entsteht.
Bei der Entwicklung eines Schwarz-Weiß-Fotos aus einem Farbfoto, z.B. mit Lightroom oder Photoshop, haben wir noch ein Ass im Ärmel. Wenn man Schwarz-Weiß einstellt bleiben die Regler für die Farben erhalten. Ich kann also nach wie vor die Sättigung und vor allem die Luminanz der einzelnen Kanäle erhöhen oder verringern. Die Veränderung der Regler zeigt sich dann in Form von lokalen Änderungen der Kontraste. Das letzte Feintuning kann man im Anschluss mit dem Abwedler oder Nachbelichter Werkzeug vornehmen. Fotos die bei hohen ISO-Werten aufgenommen wurden, erhalten durch das Schwarz-Weiß einen schönen analogen Touch. Auch für Bilder, die bei schlechtem Wetter und vor allem im Regen aufgenommen wurden, passt die Entsättigung optimal.