Vermutlich hatte jeder schon mal ein unscharfes Bild und hat sich gewundert wieso das Motiv einfach nicht scharf werden will. Der Fokus einer Kamera ist ein recht komplexes Thema, was aber einigen grundlegenden Prinzipien folgt. Wenn man um die Stärken und Schwächen weiß, kann man sich diese gezielt zu Nutze machen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Was genau macht der Fokus?
Grundsätzlich ist der Fokus hauptverantwortlich für die Schärfe im Bild. Die Fokussensoren messen über verschiedene Parameter den Abstand zum Motiv und weisen daraufhin das Objektiv an die Linsen so zu verschieben, dass das anvisierte Objekt scharf abgebildet wird.
Welche Fokusmethoden gibt es?
Die meisten Kameras stellen verschiedene Methoden zur Fokussierung bereit. Man unterscheidet diese in zwei Gruppen: Automatischer Fokus (AF) und Manueller Fokus (MF). Der Autofokus wird dabei noch in den Einzelbild-Modus (AF-S) und den Kontinuierlichen-Modus (AF-C) aufgeteilt. Beim Autofokus stellt die Kamera das Motiv selbstständig scharf. Dafür muss der Auslöser halb gedrückt werden oder die „AF-Taste“ an der Kamera betätigt werden. Nutzt man hingegen den manuellen Fokus, so muss man den Fokusring am Objektiv selbst bewegen, bis die Schärfe auf dem gewünschten Bereich liegt – eine Messskala am Objektiv hilft bei der Entfernungsmessung.
Die verschiedenen AF-Funktionen
Der Autofokus besteht in der Regel aus mehreren Fokuspunkten und diese bieten verschiedene Möglichkeiten zur Messung:
- Breites Fokusfeld: Messung über einen großen Bereich des Kamera-Sensors unter Verwendung aller Fokuspunkte.
- Fokusgruppen: Messung über einen wählbaren Teilbereich des Sensors (linkes Drittel/Mitte/rechtes Drittel).
- Spot: Messung nur mit dem mittleren Fokuspunkt des Sensors.
- Lokal: Frei wählbarer Fokuspunkt.
Dazu kommt noch der Fokusmodus, hier kann zwischen Einzelbild und kontinuierlichem Fokus gewählt werden. Bei der Einzelbild-Aufnahme stellt die Kamera einmal scharf und behält diesen Punkt fix bis zur finalen Auslösung oder dem Loslassen des Auslösers. Der Modus bietet sich bei starren Objekten oder bei der Aufnahme von sich wenig bis gar nicht bewegenden Lebewesen an.
Der kontinuierliche Fokus dagegen versucht ein Objekt stets zu verfolgen. Drückt man den Auslöser halb durch wird ein Objekt angepeilt und fortan bis zur Auslösung verfolgt. Die Kamera regelt die Schärfe permanent nach.
Die Schärfentiefe (auch bekannt als Tiefenschärfe)
Vielleicht ist euch aufgefallen, dass beim Fokussieren das Objekt scharf ist, aber bestimmte Bereiche im Bild trotzdem verschwimmen. Hierbei spricht man von der Schärfentiefe. Diese Schärfentiefe ist grundlegend abhängig von drei Parametern, dem Abstand zum Motiv, der Brennweite und der gewählten Blende. Je nach gewähltem Objektiv und eingestellter Blende beträgt der Schärfe-Bereich im Fokus nur wenige Millimeter (Teleobjektive) über wenige Zentimeter (mittlere Brennweite) bis hin zu wenigen Metern (Weitwinkel-Objektive). Die geringe Schärfentiefe bei der Verwendung von Teleobjektiven sorgt insbesondere bei Tieraufnahmen immer wieder dafür, dass das Motiv unscharf wird. Das liegt ganz einfach daran, dass sich Tiere meist recht schnell bewegen und dabei kann es passieren, dass sie sich in der Zeit zwischen Fokus und Auslösung aus dem Schärfebereich hinausbewegen.
Tipp: Da sich kaum einer die komplexen Formeln zu Berechnung der Schärfentiefe merken kann und das auch nicht jedes Mal nachrechnen will, gibt es entsprechende Apps für euer Smartphone!
Fokustricks
Um die eben genannte Problematik etwas einzuschränken, kann man versuchen die Blende zu schließen, das vergrößert den Schärfebereich. Ist das nicht möglich (z.B. aufgrund einer zu geringen Helligkeit), kann man auch auf den manuellen Fokus zurückgreifen. Damit ist man oft schneller als der Autofokus und man kann die Schärfe den Bewegungen anpassen. Daraus ergibt sich schon der nächste Trick, die Fokusfalle. Dabei wird ein Bereich vorfokussiert, man wartet bis sich das gewünschte Motiv in diesen Bereich bewegt und löst dann nur noch aus. Diese Methode hat sich bspw. bei Reitturnieren als brauchbar erwiesen. Ich fokussiere dort einfach auf ein bestimmtes Hindernis und warte bis das Pferd dieses passiert. So muss ich nur noch auslösen und habe das Bild im Kasten. Das zeitaufwändige Warten bis der AF die richtige Stelle getroffen hat führt oft dazu, dass man den geeigneten Moment verpasst oder das Bild nicht an der erwarteten Stelle scharf gestellt wird.
Wovon hängt die AF-Geschwindigkeit ab?
Zum Schluss gibt‘s noch ein bisschen technisches Hintergrundwissen. Die AF-Geschwindigkeit hängt unter anderem von der Kamera ab und den verbauten Fokussensoren. Es gibt die normalen Fokussensoren, Kreuzsensoren und Doppel-Kreuzsensoren. Diese können eine Messung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Genauigkeit durchführen. In der Regel ist der mittlere Fokuspunkt der beste, denn dieser bekommt außerdem auch mehr Licht. Die Fokuspunkte am Rand sind oft langsamer und ungenauer. Kommen wir zum Licht. Dieses spielt eine nicht unerhebliche Rolle, denn je dunkler eine Szene ist, desto schwerer hat es der Autofokus. Deshalb sollte man immer für genügend Licht sorgen oder lichtstarke Objektive verwenden. Der letzte Punkt ist das Objektiv selbst. Hier gibt es verschiedene Motoren, mit denen die Linsen bewegt werden. Die modernen Ultraschall-Antriebe sind bspw. deutlich schneller als die alten mechanischen Stangenantriebe. Natürlich gibt es generell auch Geschwindigkeitsunterschiede bei den verschiedenen Herstellern und den verschiedenen Objektivtypen. Hier sollte man nach Möglichkeit einfach verschiedene Modelle ausprobieren und das Objektiv wählen, das für den eigenen Aufnahmebereich die beste Leistung erbringt.
Gängige Bildfehler in der Fotografie - [ Patrick Au | PHOTOGRAPHY ]
Februar 22, 2016[…] gewünschten Motiv liegt. Ein paar Tipps und Tricks wie man hier vorgehen kann habe ich in meinem Blog-Beitrag zum Thema Fokus […]